
Reizdarm Faktencheck: 4 Mythen, die du kennen solltest
Das Reizdarmsyndrom: Eine Krankheit, die viele Fragen aufwirft und mit Vorurteilen belegt ist. Wir haben 4 Mythen genauer unter die Lupe genommen:
1. Reizdarm ist nur ein Trend - FALSCH
Das Reizdarmsyndrom ist keine Modeerscheinung, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung. In Deutschland sind etwa 12 % der Bevölkerung von einem Reizdarm betroffen. Die Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Auch wenn der Reizdarm in den letzten Jahren mehr Aufmerksamkeit erhalten hat, ist dies eher ein Zeichen für eine verbesserte Diagnostik und ein wachsendes Bewusstsein – keine Modeerscheinung.
2. Reizdarm ist nur psychisch - FALSCH
Das Reizdarmsyndrom zählt nicht zu den psychischen Störungen und ist in erster Linie eine Erkrankung des Verdauungssystems. Dennoch spielt die Psyche eine wichtige Rolle: Erhöhte Stresslevel können die Reizdarm-Symptomatik verstärken und gleichzeitig haben Patient*innen eine höhere Wahrscheinlichkeit an psychischen Begleiterkrankungen wie Depression oder Angststörung zu erkranken als Personen ohne Reizdarmsyndrom. Das Stressmanagement spielt daher auch in der Therapie des Reizdarmsyndroms eine wichtige Rolle und kann maßgeblich zur Symptomverbesserung beitragen. Daneben gibt es aber viele weitere Faktoren, die sowohl entscheidend bei der Entstehung als auch bei der Behandlung des Reizdarmsyndroms sind, wie z. B. die Ernährung, den Zustand der Darmflora (intestinale Mikrobiota), Antibiotikaeinnahme und vorangegangene gastrointestinale Infektionen.
3. Reizdarm betrifft nur Frauen - EHER FALSCH
Zwar sind Frauen in Deutschland etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer, allerdings ist nicht klar, was der Grund für diese Diskrepanz ist. Dazu gibt es verschiedene Überlegungen: Frauen gehen statistisch gesehen häufiger zum Arzt und psychische Faktoren, die mit der Erkrankung verbunden sind, werden gesellschaftlich bei Frauen eher akzeptiert als bei Männern. Hinzu kommt, dass ein stereotypes Männlichkeitsbild dazu führen kann, dass Männer ihre Beschwerden seltener äußern oder medizinische Hilfe suchen. Dennoch wird das Reizdarmsyndrom auch bei Männern diagnostiziert, was eindeutig zeigt, dass es keine reine „Frauenkrankheit“ ist.
4. Reizdarm: Da kann man nichts machen - FALSCH
Es stimmt, dass das Reizdarmsyndrom bislang nicht heilbar ist. Doch das bedeutet keinesfalls, dass Betroffene einfach damit leben müssen. Es gibt viele Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Ernährungsumstellungen – etwa durch eine Low-FODMAP-Diät – können helfen, Auslöser zu identifizieren und Beschwerden zu reduzieren. Auch Stressabbau durch z. B. Yoga, Meditation und regelmäßige Bewegung tragen dazu bei, das Wohlbefinden von Betroffenen zu steigern. Mit einer individuell angepassten Therapie lassen sich viele Beschwerden effektiv in den Griff bekommen.
Fazit
Das Reizdarmsyndrom ist eine komplizierte Erkrankung und kursierende Mythen können dazu führen, dass die Erkrankung missverstanden oder unterschätzt wird. Um mehr Licht ins Dunkle zu bringen, schau dir unsere Webinarreihe zum Reizdarmsyndrom auf YouTube an: Dort beleuchten Expert*innen das Reizdarmsyndrom aus verschiedenen Fachbereichen.
Literatur
1. Fond, G. et al. Anxiety and depression comorbidities in irritable bowel syndrome (IBS): a systematic review and meta-analysis. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci.264(8); 651-660 (2014).
2. Layer, P. et al. Update S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM). Z Gastroenterol59; 1323-1415 (2021).
3. van Lanen, A. et al. Efficacy of a low‑FODMAP diet in adult irritable bowel syndrome: a systematic review and meta‑analysis. Eur J Nutr.60(6); 3505-3522 (2021).