
Nervöser Darm? Diese Übungen beruhigen deinen Verdauungstrakt
Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung können viele Ursachen haben, wobei das Nervensystem dabei häufig vergessen wird. Bei der Regulation der Verdauung spielt der sogenannte Vagusnerv jedoch eine entscheidende Rolle. In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie Verdauungsbeschwerden mit dem Nervensystem zusammenhängen und wie du deinen Vagusnerv stimulieren kannst, um deine Verdauung zu unterstützen.
Der Vagusnerv: Die Autobahn zwischen Darm und Nervensystem
Als Teil des sogenannten parasympathischen Nervensystems, ist der Vagusnerv ein wichtiger Nervenstrang, der das Gehirn mit vielzähligen Organen verbindet. Darunter das Herz, die Lunge und der Magen-Darm-Trakt. Man kann ihn sich wie eine Art Autobahn vorstellen, auf der Signale zwischen dem zentralen Nervensystem und den Organen hin- und herrasen.
Der Vagusnerv beeinflusst Prozesse, die für die Regulation der Verdauung essenziell sind. Er steuert z. B. die wellenförmigen Bewegungen der Darmmuskulatur. Diese sorgen dafür, dass die Nahrung durch den Verdauungstrakt weiter transportiert wird, und fördert die Freisetzung von Verdauungsenzymen sowie die Produktion von Magensäure. Darüber hinaus ist der Vagusnerv an der Sättigungsregulation beteiligt. Er informiert das Gehirn über den Füllstand des Magens und beeinflusst zudem entzündliche Prozesse im Magen-Darm-Trakt. Eine gestörte Vagusnerv-Funktion kann daher zu Verdauungsbeschwerden, wie z. B. Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung führen. Durch eine Stimulation des Vagusnervs wiederum können entzündungshemmende Prozesse im Darm aktiviert und Symptome von Verdauungsstörungen wie z. B. dem Reizdarmsyndrom oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen gelindert werden.
Vagusnerv aktivieren für eine gesunde Verdauung: So geht’s
Hier sind drei effektive Übungen zur Stimulation des Vagusnervs, die du einfach in deinen Alltag integrieren kannst. Die Übungen können helfen, den Nerv zu aktivieren und das Verdauungssystem sowie das allgemeine Wohlbefinden zu unterstützen.
1. Tiefe Bauchatmung
- Setze dich aufrecht hin oder lege dich flach auf den Rücken und lege eine Hand auf deinen Bauch.
- Atme 5 Sekunden lang tief durch die Nase ein, sodass sich dein Bauch hebt.
- Halte deinen Atem für 5 Sekunden.
- Atme dann 5 Sekunden lang durch den Mund aus.
- Wiederhole die Übung für 5 bis 10 Atemzüge.
2. Hals-/Nackenmassage
- Setze dich aufrecht hin.
- Übe mit deinen Fingern sanften Druck auf den Muskel aus, der seitlich an deinem Hals vom Ohr bis zum Schlüsselbein verläuft (es kann helfen, den Kopf leicht zur Seite zu drehen, um den Muskel zu finden).
- Fange direkt hinter deinem Ohr an und mache kleine, kreisende Bewegungen. Massiere diesen Bereich etwa 30 Sekunden lang.
- Wandere mit deinen Fingern langsam den Muskel hinunter bis zur Mitte deines Halses. Wiederhole die kreisenden Bewegungen für weitere 30 Sekunden.
- Bewege deine Finger weiter nach unten bis zum Schlüsselbein und massiere dort für weitere 30 Sekunden.
- Wiederhole die Übung dreimal.
3. Ohrmuschelmassage
- Setze dich aufrecht hin.
- Massiere sanft die inneren Falten deiner Ohrmuschel mit Daumen und Zeigefinger. Übe dabei nur leichten Druck aus und führe kleine kreisende Bewegungen aus.
- Nutze anschließend deinen Zeigefinger, um an der oberen Innenseite des Ohrs, etwa in der Mitte der Ohrmuschel sanften Druck auszuüben. Halte den Druck etwa 30 Sekunden lang.
- Massiere daraufhin den Bereich direkt hinter deinem Ohrläppchen mit kreisenden Bewegungen und übe etwa 30 Sekunden sanften Druck aus.
Fazit: Dein Nervensystem als Schlüssel zur besseren Verdauung
Der Vagusnerv als Teil deines Nervensystems ist ein entscheidender Akteur, wenn es um deine Verdauung geht. Mit einfachen Methoden wie tiefer Atmung oder sanften Massagen kannst du den Vagusnerv gezielt stimulieren und so deine Verdauung unterstützen und Stress abbauen. Probiere diese Übungen aus und beobachte, wie sich dein Wohlbefinden verbessert.
Literatur
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