Drei Frauen liegen auf einer Decke und lachen in die Kamera

Gesunde Darmflora – ein Schlüsselfaktor für die Frauengesundheit

Der weibliche Körper ist ein wahres Wunderwerk – in verschiedenen Lebensphasen kann er großes leisten: Besonders deutlich wird das in der Schwangerschaft und Stillzeit. Aber auch darüber hinaus laufen tagtäglich mehr oder weniger unbemerkt viele Prozesse im Körper ab. Die weibliche Gesundheit wird dabei von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Wie wichtig das Zusammenspiel verschiedener Hormone ist, ist dir vielleicht bekannt. Aber wusstest du auch, dass die Darmflora einen enormen Einfluss auf die Funktion des weiblichen Körpers hat?


Östrogen – ein zentrales Hormon des weiblichen Körpers


Bleiben wir zunächst bei den Hormonen, genauer gesagt beim Östrogen. Östrogen wird bei Frauen vor der Menopause v.a. durch die Eierstöcke produziert und reguliert maßgeblich den weiblichen Zyklus, aber auch andere Prozesse wie den Kalziumstoffwechsel. Aus diesem Grund ist Östrogen unter anderem auch für die Knochengesundheit wichtig. In geringen Mengen wird Östrogen zudem in der Nebennierenrinde, im Fett- und anderen Geweben hergestellt. Diese Bildungsorte bleiben anders als die Eierstöcke auch nach der Menopause aktiv.

Für die korrekte Funktion hormoneller Prozesse sind insbesondere die richtigen Konzentrationen an Hormonen im Körper wichtig. Daher werden Hormone, wie das Östrogen, vom Körper nicht nur gebildet, sondern auch wieder abgebaut. Das findet im Falle des Östrogens auf verschiedenen Wegen in der Leber statt. Die so entstehenden Zwischen- und Abbau-Produkte können dabei schützende oder auch schädliche Wirkungen im Körper haben, bevor sie über die Nieren oder über Galle und Darm ausgeschieden werden.


Die Östrogen-Mikrobiota-Achse


Im Darm treffen die Östrogene auf die Darmflora. Einige der Darmbakterien sind in der Lage die ausgeschiedenen Östrogene mithilfe des Enzyms Beta-Glucuronidase so zu verändern (dekonjugieren), dass der Körper sie wieder aufnehmen kann.

Um die Wichtigkeit der Darmflora im Östrogen-Stoffwechsel zu betonen, haben sich in der Wissenschaft die Begriffe Östrogen-Mikrobiota-Achse und Östrobolom etabliert. Östrobolom bezeichnet die Östrogen-Stoffwechselfunktionen der im Darm lebenden Bakterien. Dabei sind nicht alle Darmbakterien in der Lage Östrogene zu verstoffwechseln und regulieren. Daher sind hier bestimmte Bakteriengruppen besonders wichtig.


Geschlechts- und zyklusabhängige Darmflorazusammensetzung


Das erklärt unter anderem, wieso Männer und Frauen eine teils unterschiedliche Darmflorazusammensetzungen aufweisen, und warum sich die Darmflora während der Menopause ebenfalls verändert. Die Bakteriengruppe, die Östrogene verstoffwechseln, sind typisch für Frauen vor der Menopause. Da ihr Körper mehr Östrogene bildet, werden auch mehr Östrogene in den Darm ausgeschieden, was letztlich diese Bakterien fördert.  

So zeigte sich in einer Studie aus dem Jahr 2022, dass sich die Darmflora-Zusammensetzung von Frauen vor und nach der Menopause signifikant unterscheidet - die Darmflora war nach der Menopause weniger vielfältig als vor der Menopause. Ein Beispiel für diesen Verlust ist das Bakterium Akkermansia muciniphila, eine wichtige Bakteriengruppe der gesunden Darmflora, dessen positiven Eigenschaften sich nicht nur auf den Östrogenstoffwechsel begrenzen, sondern beispielweise auch eine intakte Darmbarriere fördern.


Ausbalanciertes Zusammenspiel von Körper und Darmflora nötig


Das Thema „Hormone“ ist komplex. Im Falle des Östrogens kommen viele Faktoren und Akteure zusammen, die im Einklang stehen müssen, um die Frauengesundheit aufrecht zu erhalten und zu fördern.

Ein Hauptfaktor stellen die Stoffwechselprozesse im Körper dar. Wie oben angesprochen können auch schädliche Östrogen-Metabolite entstehen. Vielleicht hast du schon einmal von einem hormonabhängigen oder östrogensensitiven Brustkrebs gehört? Vor allem erhöhte Mengen schädlicher Östrogen-Abbauprodukte begünstigen die Entstehung dieser Brustkrebs-Art. Daher ist es enorm wichtig, dass Östrogen in der Leber vor allem über unkritische Stoffwechselwege abgebaut wird.

Auf der anderen Seite schützt Östrogen vor unterschiedlichen Erkrankungen, wie z. B. Osteoporose, ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsproblem von vor allem Frauen nach der Menopause.

Der zweite Hauptakteur ist die Darmflora. Eine diverse, d.h. vielfältige Darmflora gilt allgemein als gesundheitsfördernd, da sie unter anderem antientzündlich wirkt und die Darmbarriere stärkt.

Eine diverse Darmflora kann das ausgeschiedene Östrogen im Darm weiterhin so verändern, dass der Körper es wieder aufnehmen kann, wodurch Frauen nach der Menopause von höheren (schützenden) Östrogen-Konzentrationen profitieren können.

Daher ist es wichtig, dass der körpereigene sowie der Östrogen-Stoffwechsel der Darmflora möglichst ungestört ablaufen. Wie du das unterstützen kann, erfährst du hier.


Fazit – Was kannst du tun?


Daher die gute Nachricht zum Schluss: was für deinen Darm gut ist, ist auch für deinen Körper gut!

  • Allgemein gesunde Lebensweise
    Ausreichend Schlaf, Bewegung und wenig Stress hilft dem Körper sich zu regenerieren. Gerade im Schlaf werden beispielsweise Schäden durch oxidativen Stress repariert. Schlafmangel gilt daher als Risikofaktor für viele Erkrankungen, auch gynäkologische. Aber auch die Darmflora hat einen Tag-Nacht-Rhythmus und funktioniert besser, wenn du genug schläfst.
  • Pflanzenbetont, bunt und vielfältig Essen
    Es sieht nicht nur schön aus, gerade die sogenannten sekundären Pflanzenstoffe, die unter anderem Obst und Gemüse ihre Farben verleihen, wirken antioxidativ. Darüber hinaus liefern Obst und Gemüse Vitamine, Mineralstoffe und Cofaktoren, die für die Funktion von Enzymen, auch für den Östrogen-Stoffwechsel in der Leber, wichtig sind.
  • Ballaststoffreich Essen
    Ballaststoffe regulieren die Verdauung, was für eine funktionierende Detoxifikation über den Darm essenziell ist und liefern zudem Präbiotika, die das Wachstum gesundheitsfördernder Bakterien im Darm fördern. Gute Ballaststoffquellen sind Gemüse und Vollkornprodukte. Fällt es dir im Alltag schwer ausreichend Ballaststoffe über deine Nahrung aufzunehmen, kannst du auch gezielt Präbiotika wie Akazienfasern oder Flohsamenschalen nutzen.
  • Probiotika und fermentierte Lebensmittel
    Um dem Darm direkt mit nützlichen Bakterien zu versorgen kannst du Probiotika zu dir nehmen. Auch fermentierte Lebensmittel, wie Joghurt, Kefir, Kimchi oder unpasteurisiertes Sauerkraut enthalten gesundheitsfördernde Bakterien, die deine Darmflora unterstützen.

Literatur

1. Baker, J. M., Al-Nakkash, L. & Herbst-Kralovetz, M. M. Estrogen–gut microbiome axis: Physiological and clinical implications. Maturitas103, 45–53 (2017).

2. Peters, B. A. et al. Menopause Is Associated with an Altered Gut Microbiome and Estrobolome, with Implications for Adverse Cardiometabolic Risk in the Hispanic Community Health Study/Study of Latinos. mSystems7, e00273-22 (2022).

3. Cavalieri, E. & Rogan, E. The 3,4-Quinones of Estrone and Estradiol Are the Initiators of Cancer whereas Resveratrol and N-acetylcysteine Are the Preventers. Int J Mol Sci22, 8238 (2021).

4. Patel, S., Homaei, A., Raju, A. B. & Meher, B. R. Estrogen: The necessary evil for human health, and ways to tame it. Biomed Pharmacother102, 403–411 (2018).

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