Frau stochert in ihrem Essen herum

Essverhalten bei Stress: Bist du Stressesser oder Stresshungerer?

Das Essverhalten wird maßgeblich vom Gehirn gesteuert. Obwohl es nur etwa 2 % des Körpergewichts ausmacht, ist das Gehirn das Organ mit dem höchsten Energiebedarf im Körper. In stressigen Phasen steigt dieser Bedarf noch weiter an, da das Gehirn aktiv Energiein Form von Glukose (Traubenzucker) anfordert. Der Körper kann diese Energie entweder aus den eigenen Fettreserven gewinnen oder durch die Aufnahme von Nahrung bereitstellen. Wie auf diesen erhöhten Energiebedarf reagiert wird, hängt stark vom persönlichen Essverhalten unter Stress ab.


Stressesser vs. Stresshungerer: Zwei Wege der Energieversorgung

  1. Stressesser
    Stressesser greifen in stressigen Situationen häufig zu zucker- und fettreichen Snacks. Dieses Verhalten erhöht kurzfristig den Blutzuckerspiegel und liefert dem Gehirn rasch die benötigte Energie. Allerdings kann das unkontrollierte Essen bei Stress zu langfristig ungesunden Gewohnheiten und Übergewicht führen.
  2. Stresshungerer
    Stresshungerer hingegen verlieren in stressigen Situationen häufig ihren Appetit. Ihr Körper greift bevorzugt auf die gespeicherten Energiereserven in Form von Fett zurück, um den Bedarf des Gehirns zu decken. Dies kann zu einem Energiedefizit und bei andauerndem Stress auch zu Gewichtsverlust führen.

Warum ist eine stabile Energiezufuhr für das Gehirn wichtig?


Das Gehirn ist nicht nur für die kognitive Leistungsfähigkeit, sondern auch für die emotionale Balance verantwortlich. Wird es nicht ausreichend mit Energie versorgt, können Stimmung und Konzentration stark beeinträchtigt werden. Dies äußert sich häufig in Gereiztheit, Unruhe oder Überforderung – wir sind „hangry“. Eine stabile Energiezufuhr ist daher essenziell, um sowohl die mentale Leistungsfähigkeit als auch die emotionale Ausgeglichenheit zu gewährleisten.


Was kannst du tun, um dein Essverhalten bei Stress unter Kontrolle zukriegen?

  1. Achte auf regelmäßige Mahlzeiten: Plane feste Essenszeiten ein, auch wenn du unter Stress wenig Appetit hast. Dies hilft, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten und das Gehirn konstant mit Energie zu versorgen.
  2. Wähle gesunde Alternativen: Stressesser können Heißhungerattacken mit gesunden Snacks wie Obst, Nüssen oder Vollkornprodukten begegnen. Diese liefern dem Gehirn nachhaltige Energie und verhindern ein schnelles Absinken des Blutzuckerspiegels. Welche Mikronährstoffe in stressigen Phasen besonders wichtig sind erfährst du hier.
  3. Genügend trinken: Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist essenziell, da Dehydration die Leistungsfähigkeit des Gehirns zusätzlich einschränken kann.
  4. Entspannungsstrategien entwickeln: Achtsamkeitsübungen, Atemtechniken oder Sport können helfen, Stress besser zu bewältigen und impulsives Essverhalten zu reduzieren.
  5. Beobachte dein Verhalten: Führe ein Tagebuch über deine Ernährung und deine Stimmung in stressigen Zeiten. Das hilft dir, Muster zu erkennen und gezielt an ihnen zu arbeiten.
  6. Hole dir Unterstützung: Wenn du Schwierigkeiten hast, dein Essverhalten bei Stress in den Griff zu bekommen, sprich darüber. Vertraue dich einer Person an, der du nahe stehst, oder suche professionelle Unterstützung bei einer Ernährungsberatung.

Fazit


Ob jemand bei Stress vermehrt isst oder den Appetit verliert, hängt von der individuellen Reaktion auf den erhöhten Energiebedarf des Gehirns ab. Während Stressesser die benötigte Energie bevorzugt über Nahrung zuführen, greifen Stresshungerer eher auf die körpereigenen Reserven zurück. Beide Verhaltensweisen haben potenzielle Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden. Mit gezielten Strategien kann eine ausgewogene Energieversorgung erreicht und gleichzeitig langfristig gesunde Essgewohnheiten gefördert werden.

Literatur

Peters, A. The Selfish Brain: Competition for Energy Resources. Am. J. Hum. Biol., 23, 29-34 (2011).

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