
Eisen und Verstopfung – wie Ballaststoffe helfen können
Eisen ist ein lebenswichtiges Spurenelement.
Besonders bei erhöhtem Bedarf wie z. B. in der Schwangerschaft, im Wachstum, bei starker Regelblutung, vegetarischer bzw. veganer Ernährung oder Hochleistungssport ist das Risiko für einen Eisenmangel erhöht. Viele Betroffene greifen zu oralen Eisensupplementen, die jedoch häufig mit Nebenwirkungen auf den Magen-Darm-Trakt verbunden sind und z. B. mit Verstopfung, hartem und/oder schwarz gefärbtem Stuhl einhergehen können. Wie es dazu kommt und wie sich die Verdauung während der Eisensupplementation unterstützen lässt, erfährst du in diesem Beitrag.
Warum Eisen häufig Verdauungsprobleme verursacht
Oral verabreichtes Eisen, welches im Dünndarm nicht vollständig aufgenommen wurde, gelangt in den Dickdarm. Dort kann es die ansässigen Bakterien sowie die Darmschleimhaut beeinflussen, was wiederum die Verdauung beeinträchtigen kann. Hier findest du die wichtigsten Mechanismen im Überblick:
Reaktive Sauerstoffverbindungen reizen die Darmwand
Nicht absorbiertes Eisen verbleibt im Darmlumen und reagiert mit Sauerstoff. Dabei entstehen sogenannte reaktive Sauerstoffspezies (ROS) – aggressive Moleküle, die oxidativen Stress auslösen und die Schleimhaut reizen können. Dies kann Mikroentzündungen begünstigen.
Ungleichgewicht in der Darmflora
Eisen kann die Zusammensetzung der Bakterien im Darm beeinflussen. Während gute Bakterien wie Laktobazillen und Bifidobakterien im Wachstum gehemmt werden können, kann das Wachstum pathogener Keime gefördert werden. Dieses mikrobiologische Ungleichgewicht kann Blähungen, Verstopfung oder Durchfall begünstigen.
Methanbildung verlangsamt die Darmbewegung
Hohe Eisenspiegel im Darm können das Wachstum von methanbildenden Archaeen begünstigen, für die Eisen lebenswichtig ist. Es gibt Hinweise, dass das produzierte Methan-Gas die Darmbewegung hemmt und somit Verstopfung sowie Blähungen begünstigen kann.
Ballaststoffe: So helfen sie bei eisenbedingter Verstopfung
Ballaststoffe zählen zu den natürlichen Unterstützern der Verdauung. Besonders bei Verstopfung und einer gestörten Darmflora können sie die Verdauung wirksam regulieren und ein gesundes Darm-Ökosystem unterstützen:
- Quellende Wirkung zur Anregung der Darmbewegung
Ballaststoffe wie Flohsamenschalen binden Wasser und quellen im Darm auf. Das macht den Stuhl weicher, vergrößert das Stuhlvolumen und aktiviert über die Dehnung der Darmwand die natürliche Peristaltik. Der Weitertransport wird erleichtert. - Nahrung für gute Darmbakterien
Lösliche Ballaststoffe dienen den nützlichen Darmbakterien, wie z. B. Bifidobakterien und Laktobazillen als Energiequelle. Somit fördern sie deren Wachstum sowie Aktivität und unterstützen ein gesundes mikrobielles Gleichgewicht. - Bildung von Schleimstoffen
Einige Ballaststoffe können die Bildung von Schleimstoffen anregen, die sich wie ein schützender Film auf die Darmwand legen. Zudem erleichtern sie den Weitertransport des Stuhls im Darm. - Bildung kurzkettiger Fettsäuren (SCFA)
Die bakterielle Fermentation von Ballaststoffen durch Darmbakterien führt zur Bildung von kurzkettigen Fettsäuren wie Butyrat, Acetat und Propionat. Zu ihren gesundheitsförderlichen Wirkungen zählen z. B.:- Unterstützung des Dickdarmepithels, der Darmschleimhaut sowie der Darmbarriere
- Verbesserung der Wachstumsbedingungen für nützliche Darmbakterien
- Antientzündliche und immunregulierende Wirkung
FAQs: Das solltest du bei der Einnahme von Eisen und Ballaststoffen beachten
Wann sollte man Ballaststoffe einnehmen?
Ideal ist ein Abstand von 1–2 Stunden zu Eisenpräparaten, da quellende Ballaststoffe sonst die Eisenaufnahme hemmen können.
Wie viele Ballaststoffe täglich?
Empfohlen werden mindestens 30 g pro Tag. Eine aktuelle Studie zeigt, dass bei Verstopfung eine Steigerung um mindestens 10 g pro Tag über die aktuelle Aufnahme hinaus notwendig ist, um eine verdauungsfördernde Wirkung zu erzielen.
Tipp: Für eine gute Verträglichkeit die Tagesmenge langsam steigern und auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.Welche Ballaststoffe eignen sich besonders bei Verstopfung durch Eisenpräparate?
Eine Kombination aus löslichen und unlöslichen Ballaststoffen, z. B.:
- Flohsamenschalen – quellen auf und vergrößern so das Stuhlvolumen, regulieren und beruhigen
- resistentes Dextrin – für eine vielfältige Darmflora
- Baobab – reich an Ballaststoffen und Mikronährstoffen
Fazit: Mit Ballaststoffen gegen eisenbedingte Verstopfung
Wer Eisenpräparate einnimmt und dabei unter Verdauungsproblemen wie Verstopfung leidet, kann mit Ballaststoffen den Darm natürlich unterstützen sowie die Verdauung wirksam regulieren. Besonders effektiv sind Ballaststoffkombinationen, die verschiedene Mechanismen gleichzeitig unterstützen.
Literatur
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