Wie funktionieren starke Abwehrkräfte?
Die Bedeutung des Darms für die Immunabwehr.
Abwehrkräfte stärken - nicht erst seit der Corona-Pandemie ein wichtiges Thema.
Doch was zeichnet ein starkes Immunsystem aus? Eine Schlüsselrolle in der Immunabwehr nehmen der Darm und seine Mikrobiota ein.
Abwehr braucht Kraft
Der Mensch ist rund um die Uhr vielen Belastungen, Umwelteinflüssen und Krankheitserregern ausgesetzt. Damit der Körper diesen äußeren Einflüssen gewachsen ist, benötigt er ein intaktes, gut funktionierendes Immunsystem.
Damit das Immunsystem seine Aufgaben erfüllen kann, müssen alle Komponenten dieses hochkomplexen Netzwerks korrekt funktionieren und miteinander interagieren. Dazu gehören das Darm-assoziierte Immunsystem sowie das Schleimhautnetzwerk des gesamten Körpers. Nur so ist es möglich, dass das Immunsystem sowohl hochsensibel als auch hochpräzise reagieren kann.
Tatsächlich ist ein wesentlicher Teil des biologischen Abwehrsystems im Darm verortet.
Gute Abwehrkräfte zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus:
- Unterscheidung von Schädlichem und Unschädlichem
- Abwehr von Krankheitserregern
- Tolerieren von harmlosen Nahrungsbestandteilen
- Bildung eines immunologischen Gedächtnisses
Was hat der Darm mit dem Immunsystem zu tun?
Auch wenn es zuerst vielleicht merkwürdig klingt: Der Darm ist eines der wichtigsten Immunorgane. Der Darm ist die Immunzentrale des Körpers, in der geschult, geprüft und vermittelt wird, welche Stoffe für den Organismus harmlos und welche gefährlich sein könnten1.
Die Darmflora unterstützt den Körper tatkräftig dabei, die Immunzellen zu trainieren. Auf einer Gesamtlänge von 6 bis 8 Metern2,3 bildet der Darm eine erhebliche Oberfläche4, unter der sich 80 % der aktiven Immunzellen befinden5. Deshalb spricht man auch vom Immunorgan Darm. Wenn man an das Immunsystem denkt, kommt man am Darm nicht vorbei, weil ein gesunder Darm die Basis für ein gut funktionierendes Immunsystem bildet.
Woraus besteht die Immunabwehr?
Abwehr, das ist mehr als „das Immunsystem“. Sie besteht aus einem Team von Spezialisten, die gemeinsam für die Gesundheit und gegen Infekte kämpfen. Das Immunsystem setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Das sogenannte angeborene Immunsystem, das schnell auf Erreger reagiert, und das erworbene Immunsystem, welches die Erreger spezifisch eliminiert und ein Immungedächtnis entwickelt. Dieses hilft bei einer erneuten Infektion mit dem gleichen Erreger, schneller und effektiver zu reagieren. Gestärkt wird die Abwehrkraft auch durch die Schleimhäute, die Krankheitserreger davon abhalten, in den Körper zu gelangen6.
Was schwächt mein Immunsystem?
- Körperlicher Stress7
- Psychischer Stress8
- Schlafmangel9,10
- Unausgeglichene Darmflora11
- Einseitige Ernährung12
- Veränderungen im Alter13
Die drei Abwehrebenen des Körpers.
Gemeinsam ist man stärker als alleine - das gilt im Besonderen für unser Immunsystem. Da es so viele verschiedene Krankheitserreger und andere Herausforderungen für den Körper gibt, kümmert sich immer ein Spezialist unserer Abwehrkräfte darum. Starke Schleimhäute hindern Erreger idealerweise schon daran, in den Körper einzudringen, das angeborene Immunsystem reagiert besonders schnell auf Viren und andere Bedrohungen, das erworbene Immunsystem geht schließlich sehr präzise gegen Krankheitserreger vor. Es bildet auch die Gedächtnisfunktion des Immunsystems, die bei erneuter Infektion dafür sorgt, dass die Abwehr schneller reagieren kann, ein Effekt, den man sich auch bei Impfungen zu Nutze macht.
- Angeborenes Immunsystem
Das angeborene Immunsystem begleitet uns von Geburt an. Es ist immer schnell zur Stelle, wenn es darum geht, Krankheitserreger abzuwehren. Das kann es, weil es eher unspezifisch ist und sich nicht erst auf jeden Erreger neu einstellen muss. Es erkennt also allgemeine Strukturen von z. B. Bakterien oder virusinfizierten Zellen und kann diese so bekämpfen. Dem angeborenen Immunsystem steht das sogenannte erworbene Immunsystem zur Seite.
- Erworbenes Immunsystem
Das erworbene Immunsystem ist die ideale Ergänzung zum angeborenen Immunsystem. Es muss zwar erst lernen, mit Krankheitserregern umzugehen, kann diese dann aber sehr spezifisch und effektiv bekämpfen. Ein weiterer Vorteil: Dieser Teil des Immunsystems kann sich erinnern, erkennt also Erreger bei einer erneuten Infektion wieder und kann sich dadurch auch schneller um sie kümmern. Diesen Effekt macht man sich auch bei Impfungen zunutze.
- Schleimhautbarrieren
Die Schleimhäute des Körpers sind wichtig, wenn es darum geht, Krankheitserreger fernzuhalten. Sie verhindern idealerweise schon das Eindringen einer Vielzahl von Erregern in den Körper. Ohne diese Barriere wäre das Immunsystem komplett überfordert, da es mit Krankheitserregern überschwemmt würde.
Wann ist das Immunsystem geschwächt?
Wenn einen schon wieder eine Erkältung erwischt, hat man manchmal das Gefühl, ein schwaches Immunsystem zu haben.
Doch eine gewisse Anzahl an Erkältungen ist völlig normal, da es sehr viele verschiedene Erkältungsviren gibt, die das Immunsystem noch gar nicht kennt. So hat es dann nicht immer direkt die passende Antwort parat. Aber es lernt stetig dazu, auch mit neuen Viren fertig zu werden.
Deshalb ist es besonders wichtig, dem Immunsystem die bestmögliche Unterstützung zu geben. Auch wenn die Anzahl von Infekten überhandnimmt, weil z. B. die gesunde Ernährung zu kurz kommt oder der Stress7,8 zu viel wird, ist eine zusätzliche Unterstützung sinnvoll.
Gut zu wissen.
Die Abwehr ist nur dann stark, wenn alle Abwehrebenen im Teamwork zusammenarbeiten. Schwächelt ein Teammitglied, schwächelt die gesamte Abwehrkraft!
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Quellenangaben:
1. Takiishi, T., Fenero, C. I. M. & Câmara, N. O. S. Intestinal barrier and gut microbiota: Shaping our immune responses throughout life. Tissue Barriers 5, e1373208 (2017).
2. Fish, E. M., Shumway, K. R. & Burns, B. Physiology, Small Bowel. in StatPearls (StatPearls Publishing, Treasure Island (FL), 2024).
3. Azzouz, L. L. & Sharma, S. Physiology, Large Intestine. in StatPearls (StatPearls Publishing, Treasure Island (FL), 2024).
4. Helander, H. F. & Fändriks, L. Surface area of the digestive tract – revisited. Scandinavian Journal of Gastroenterology 49, 681–689 (2014).
5. Brandtzaeg, P. Mucosal immunity: induction, dissemination, and effector functions. Scand. J. Immunol. 70, 505–515 (2009).
6. Vareille, M., Kieninger, E., Edwards, M. R. & Regamey, N. The Airway Epithelium: Soldier in the Fight against Respiratory Viruses. Clin Microbiol Rev 24, 210–229 (2011).
7. Chamorro-Viña, C., Fernandez-del-Valle, M. & Tacón, A. M. Excessive Exercise and Immunity: The J-Shaped Curve. in The Active Female: Health Issues Throughout the Lifespan (eds. Robert-McComb, J. J., Norman, R. L. & Zumwalt, M.) 357–372 (Springer, New York, NY, 2014). doi:10.1007/978-1-4614-8884-2_24.
8. Cohen, S., Tyrrell, D. A. J. & Smith, A. P. Psychological Stress and Susceptibility to the Common Cold. New England Journal of Medicine 325, 606–612 (1991).
9. Prather, A. A. & Leung, C. W. Association of Insufficient Sleep With Respiratory Infection Among Adults in the United States. JAMA Intern Med 176, 850 (2016).
10. Cohen, S., Doyle, W. J., Alper, C. M., Janicki-Deverts, D. & Turner, R. B. Sleep Habits and Susceptibility to the Common Cold. Arch Intern Med 169, 62 (2009).
11. Harper, A. et al. Viral Infections, the Microbiome, and Probiotics. Front Cell Infect Microbiol 10, 596166 (2020).
12. Calder, P. C., Carr, A. C., Gombart, A. F. & Eggersdorfer, M. Optimal Nutritional Status for a Well-Functioning Immune System Is an Important Factor to Protect against Viral Infections. Nutrients 12, 1181 (2020).
13.Liu, Z. et al. Immunosenescence: molecular mechanisms and diseases. Sig Transduct Target Ther 8, 1–16 (2023).