Frau schnäuzt sich die Nase

Allergien auf dem Vormarsch: Welche Risikofaktoren fördern die Entstehung von Heuschnupfen und Co.?

Allergien sind weit verbreitet und immer mehr Menschen sind davon betroffen. Besonders in der Pollensaison im Frühjahr und Sommer leiden viele Betroffene unter den typischen Allergiesymptomen des Heuschnupfens. Die Entwicklung von Allergien ist komplex – aber was genau begünstigt ihre Entstehung? In diesem Blogpost beleuchten wir verschiedene Risikofaktoren, die zur Entwicklung von Allergien beitragen können:

  • Erbliche Veranlagung:
    Die genetische Veranlagung spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Allergien. Wenn Eltern oder Geschwister an Allergien leiden, steigt das Risiko, selbst eine Allergie zu entwickeln, deutlich an. Studien haben beobachtet, dass Kinder von allergischen Eltern ein mehr als doppelt so hohes Risiko haben, selbst eine Allergie zu entwickeln.1 Eine erbliche Veranlagung bedeutet jedoch nicht, dass Allergien unvermeidlich sind, sie erhöhen lediglich das Risiko.

  • Umweltfaktoren und Luftverschmutzung:
    Die Umwelt hat ebenfalls einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung von Allergien. Besonders die Luftverschmutzung in städtischen Gebieten wird häufig mit einer Zunahme von Atemwegsallergien wie Heuschnupfen oder Asthma in Verbindung gebracht.2 Schadstoffe in der Luft, wie z. B. Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon, können die Schleimhäute reizen und die Sensibilität gegenüber Allergenen verstärken.

  • Rauchen:
    Rauchen – sowohl aktiv als auch passiv – ist ein starker Risikofaktor für die Entwicklung von Allergien und Asthma. Kinder, die schon früh Zigarettenrauch ausgesetzt sind, haben ein erhöhtes Risiko für allergische Atemwegserkrankungen. Passivrauchen kann die Atemwege reizen und das Immunsystem schwächen, wodurch allergische Reaktionen begünstigt werden.

  • Klimawandel:
    Der Klimawandel beeinflusst die Pollensaison. Wärmere Temperaturen führen z. B. zu längeren Blütezeiten. Oft beginnt die Pollensaison schon früh im Jahr und dauert bis in den Herbst hinein an. Dies erhöht die Allergenexposition und kann bei Allergiker*innen zu längeren und intensiveren Beschwerden führen. Veränderungen der klimatischen Bedingungen können auch die Zusammensetzung und Aggressivität bestimmter Pollenarten beeinflussen.3

  • Gestörte Darmflora:
    Eine gesunde Darmflora spielt eine zentrale Rolle für ein ausgeglichenes Immunsystem. Eine Störung des Gleichgewichts der Darmflora (Dysbiose) kann hingegen die Immunantwort beeinflussen und die Toleranz gegenüber Allergenen senken. Studien haben gezeigt, dass Allergiker*innen häufig eine gestörte Darmflora mit einer geringen Bakterienvielfalt aufweisen.4,5 Eine gesunde Darmflora ist jedoch wesentlich für das Immunsystem, da die Bakterien der Darmflora wichtige Trainingspartner der Immunzellen sind und regulierend auf das Immunsystem einwirken können.

  • Übermäßige Hygiene:
    Die sogenannte Hygienehypothese besagt, dass das Immunsystem heutzutage unterfordert ist, weil wir in einer zu sauberen Umgebung aufwachsen und leben. Der geringe Kontakt zu Mikroorganismen kann dazu führen, dass das Immunsystem nicht ausreichend trainiert wird und sich mit überschießenden Reaktionen gegen eigentlich harmlose Substanzen wie Pollen oder Tierhaare richtet. Tatsächlich zeigen Studien, dass Kinder, die auf Bauernhöfen oder mit Haustieren aufwachsen, ein geringeres Allergierisiko aufweisen als Kinder aus städtischer Umgebung.6

  • Frühkindliche Faktoren:
    Die ersten Lebensjahre sind besonders prägend für das Immunsystem. Frühkindliche Faktoren wie die Geburtsmethode oder die Ernährung in den ersten Lebensmonaten spielen eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Immunsystems. So haben beispielsweise Kinder, die per Kaiserschnitt auf die Welt kamen, die nicht gestillt wurden oder die schon früh in der Kindheit Antibiotika einnehmen mussten, ein höheres Risiko, im späteren Lebensverlauf Allergien zu entwickeln. Dies wird u. a. darauf zurückgeführt, dass bei diesen Kindern die Entwicklung der Darmflora beeinträchtigt wird und sich eine Störung der Darmflora negativ auf die Entwicklung des Immunsystem auswirken kann.

  • Ungesunde Ernährung:
    Die moderne westliche Ernährung, die oft reich an Zucker, gesättigten Fetten und verarbeiteten Lebensmitteln ist, kann sowohl die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen als auch das Immunsystem schwächen und so möglicherweise das Allergierisiko erhöhen. Eine ausgewogene und vielfältige Ernährung, die reich an frischem Obst und Gemüse ist und viele Nährstoffe sowie Ballaststoffe liefert, kann hingegen dabei helfen, eine ausgeglichene Darmflora zu erhalten und das Immunsystem zu unterstützen.

Zusammenhänge verstehen, Allergierisiko reduzieren:


Die Entstehung von Allergien wird durch ein komplexes Zusammenspiel aus genetischen, umweltbedingten und lebensstilbezogenen Faktoren beeinflusst. Auch wenn einige dieser Faktoren, wie etwa die genetische Veranlagung, nicht beeinflussbar sind, gibt es dennoch Möglichkeiten, das persönliche Allergierisiko zu senken. Der Verzicht auf Rauchen, eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung, der Erhalt einer gesunden Darmflora und ein verantwortungsvoller Umgang mit Antibiotika sind nur einige Beispiele für Maßnahmen, die helfen können, das Immunsystem zu stärken und Allergien vorzubeugen.

Literatur

1. Dold, S. et al. Genetic risk for asthma, allergic rhinitis, and atopic dermatitis. Archives of Disease in Childhood 67, 1018–1022 (1992).

2. Khreis, H. et al. Exposure to traffic-related air pollution and risk of development of childhood asthma: A systematic review and meta-analysis. Environment International 100, 1–31 (2017).

3. Luschkova, D., Traidl-Hoffmann, C. & Ludwig, A. Climate change and allergies. Allergo Journal International 31, 114–120 (2022).

4. Liu, X. et al. Dysbiosis of fecal microbiota in allergic rhinitis patients. American Journal of Rhinology and Allergy 34, 650–660 (2020).

5. Hua, X., Goedert, J. J., Pu, A., Yu, G. & Shi, J. Allergy associations with the adult fecal microbiota: Analysis of the American Gut Project. EBioMedicine 3, 172–179 (2016).

6. Campbell, B. et al. The effects of growing up on a farm on adult lung function and allergic phenotypes: an international population-based study. Thorax 72, 236–244 (2017).

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