Dysbiose - Ein Ungleichgewicht der Darmflora.
Die Rolle von Antibiotika, einseitiger Ernährung und Co.
Wie wichtig eine ausgewogene Darmflora für die Gesundheit ist, wird deutlich, wenn nützliche Bakterien, wie Laktobazillen oder Bifidobakterien, in ihrer Vielfalt und Anzahl dezimiert sind. In der Folge können sich vermehrt schädliche Keime, wie z. B. Clostridien oder Hefepilze, im Darm ansiedeln.
Ein solches Ungleichgewicht wird medizinsch auch als Dysbiose bezeichnet und kann durch verschiedene äußere Faktoren ausgelöst werden. Einen besonders großen Einfluss auf die intestinale Mikrobiota haben Antibiotika, da diese nicht zwischen guten Darmbakterien und den schlechten, krankmachenden Bakterien unterscheiden können.
Welche Einflussfaktoren sich negativ auf das Gleichgewicht im Darm auswirken können und wie dadurch eine Dysbiose entstehen kann, erfährst du hier.
Wann liegt eigentlich eine Dysbiose vor?
Wenn die Bakterienvielfalt im Darm abnimmt und die nützlichen Bakterien weniger werden, bekommen krankmachende Keime mehr Platz. Es wird für die verbliebenen, guten Bakterien so immer schwerer die krankmachenenden Keime abzuwehren. Es liegt ein Ungleichgewicht im Darm vor. Das nennt man auch Dysbiose.
Es gibt zahlreiche Einflussfaktoren auf die Darmflora.
Der Einfluss auf die Darmflora beginnt bereits mit der Geburt. So macht es einen Unterschied, ob ein Säugling auf natürlichem Wege geboren wird oder per Kaiserschnitt auf die Welt kommt.1 Aber auch das Alter2, Stress3 oder übermäßige Hygiene4 können die Darmflora negativ beeinflussen.
Auslöser für Dysbiosen sind vielfältig. Neben Medikamenten, wie vor allem Antibiotika, können auch chronischer Stress, übermäßige Hygiene, fortschreitendes Alter und auch einseitige Ernährung eine Rolle spielen.
Antibiotika können für das Entstehen von Dysbiosen verantwortlich sein!
Antibiotika sind für die Bekämpfung von bakteriellen Infekten oft nicht verzichtbar. Sie können aber nicht zwischen "guten" und "schlechten" Bakterien unterscheiden und schaden somit oft der Darmflora. Durch diese ungewollte Reduktion der guten Bakterien kann es zu einer Dysbiose kommen.5
Leider sind Antibiotika längst nicht das einzige Medikament bzw. die einzige Wirkstoffgruppe mit einem negativen Einfluss auf die Darmflora (intestinale Mikrobiota). Zu diesen Medikamenten zählen u. a. Protonenpumpenhemmer aber auch Schmerzmittel oder auch Antidepressiva. Aber noch ist die genaue Art des Einflusses dieser Wirkstoffgruppen auf die Darmflora noch nicht im Detail bekannt. In den meisten Fällen aber hemmen diese Mittel eine oder mehrere Bakterienarten. So wird die Bakteriengemeinschaft im Darm aus dem Gleichgewicht gebracht und es kann sinnvoll sein, die Darmflora wieder aufzubauen.
Wie die Veränderungen der Darmflora konkret aussehen, ist wirkstoffabhängig, so kann sich z. B. die bakterielle Diversität insgesamt reduzieren, einzelne bestimmte Bakterienarten oder auch die absolute Dichte an Bakterien im Darm.
Einfluss von weiteren Medikamenten auf die Darmflora
Protonenpumpenhemmer (PPI)
Sogenannte PPIs kommen z. B. bei säurebedingten Magenbeschwerden oder als Magenschutz unter der Einnahme von Schmerzmitteln zum Einsatz.
Gerade wenn sie längerfristig eingenommen werden müssen, können sie durch die Verschiebung des pH-Wertes im Magen-Darm-Trakt die Entstehung von Dysbiosen fördern.6Abführmittel
Ein starkes Entleeren des Darms durch den Gebrauch von Abführmitteln kann zu einer vorübergehenden Reduktion der Darmflora (intestinalen Mikrobiota) führen und ihre Zusammensetzung verändern.7
Grundsätzlich sollten immer medizinische Gründe für die Einnahme von Abführmitteln vorliegen.
Gründe können z. B. eine bevorstehende Koloskopie oder auch andauernde Verstopfung sein. Eine regelmäßige oder längerfristige Anwendung sollte nur in Rücksprache mit ärztlichem Fachpersonal erfolgen.Schmerzmittel
Es hat sich gezeigt, dass auch die vielfach eingesetzte Gruppe der nicht steroidalen Entzündungshemmer, zu denen zum Beispiel die Wirkstoffe Naproxen und Ibuprofen zählen, die Zusammensetzung der Darmflora verändern kann.8
Hier gibt es innerhalb der Schmerzmittelgruppe unterschiedliche Auswirkungen, beispielsweise durch die Wachstumshemmung verschiedener Bakterienarten.Eisenpräparate
Auch Eisenpräparate können die Zusammensetzung der Darmflora verändern.9
Dies gilt nicht nur für oral eingenommenes Eisen, es gibt auch erste Hinweise, dass intravenös verabreichtes Eisen die Zusammensetzung der Darmflora beeinflussen kann. Die Art der Veränderung der Darmflora scheint jedoch je nach Art der Darreichungsform zu variieren.
Einseitige Ernährung als weiterer, negativer Einflussfaktor.
Die Ernährung hat einen besonderen Einfluss auf die Darmgesundheit. Um den Darm zu unterstützen, ist eine darmgesunde Ernährung sehr wichtig.
Die Basis einer darmgesunden Ernährung bilden eine abwechslungsreiche und insbesondere ballaststoffreiche Kost sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Empfehlenswert sind stilles Wasser oder ungesüßter Tee. Welche Lebensmittel gut für die Darmgesundheit sind, kannst du hier genauer nachlesen.
Ein Ungleichgewicht der Darmflora kann auch durch verschiedene Ernährungsformen begünstigt werden. Der sogenannte westliche Ernährungsstil, der u. a. durch eine hohe Aufnahme an Zucker und Fett sowie eine geringe Aufnahme an Ballaststoffen gekennzeichnet ist, wird beispielsweise mit negativen Auswirkungen auf die Darmflora in Zusammenhang gebracht.10
Wie man durch einen darmgesunden Lebensstil einem Ungleichgewicht vorbeugen kann, kannst du hier lesen.
Gut zu wissen.
Immer häufiger werden bestimmte Erkrankungen mit einer Dysbiose in Zusammenhang gebracht, wie zum Beispiel chronisch-entzüdliche Darmerkrankungen, Diabetes mellitus oder das Reizdarmsyndrom. Deshalb ist es so wichtig auf ein Gleichgewicht der Darmflora zu achten und seinen Darm zu pflegen.
Meine Fragen.
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Quellenangaben:
1.Shaterian N et al. Role of cesarean section in the development of neonatal gut microbiota: A systematic review. Open Medicine 2021; 16: 624–639 (2021)
2.Biagi E et al. Through Ageing, and Beyond: Gut Microbiota and Inflammatory Status in Seniors and Centenarians. PLoS ONE 1 May 2010, Volume 5, Issue 5, e10667 (2010)
3.Sasso JM et al. Gut Microbiome−Brain Alliance: A Landscape View into Mental and Gastrointestinal Health and Disorders. ACS Chem. Neurosci. 2023, 14, 1717−1763 (2023)
4.Tun HM et al. Postnatal exposure to household disinfectants, infant gut microbiota and subsequent risk of overweight in children. CMAJ 2018 September 17;190 (2018)
5.Korpela K et al. Intestinal microbiome is related to lifetime antibiotic use in Finnish pre-school children. NATURE COMMUNICATIONS, 7:10410, DOI: 10.1038/ncomms10410 (2016)
6.Jackson MA et al. Proton pump inhibitors alter the composition of the gut microbiota. Gut 2016;65:749–756 (2016)
7.Drago L et al. Gut microbiota, dysbiosis and colon lavage. Review Article, Volume 51, Issue 9, P1209-1213, September 2019 (2019)
8.Maseda D & Ricciotti E NSAID-Gut Microbiota Interactions. Front. Pharmacol. 11:1153. doi: 10.3389/fphar.2020.01153 (2020)
9.Puga AM et al. Iron Supplementation at the Crossroads of Nutrition and Gut Microbiota: The State of the Art. Nutrients 2022, 14, 1926 (2022)
10.Rinninella E et al. Food Components and Dietary Habits: Keys for a Healthy Gut Microbiota Composition. Nutrients 2019, 11, 2393 (2019)