Was beeinflusst die Darmflora?
Einfluss- und Störfaktoren der Darmflora.
Das sensible Darm-Ökosystem gerät leicht aus dem Gleichgewicht. So kann die Zusammensetzung und Vielfalt der Darmflora (intestinale Mikrobiota) beispielsweise durch die Ernährung, aber auch durch Medikamente (insbesondere Antibiotika) beeinflusst werden. Zusätzlich gibt es auch Faktoren, die wir nicht beeinflussen können (z. B. Genetik, Lebensalter). Erfahre hier, welche Einflüsse auf die intestinale Mikrobiota wirken können und wie sie in ihrer Zusammensetzung und Menge durch diverse Faktoren beeinflusst und gestört werden kann.
Einfluss- und Störfaktoren der Darmflora - ein Überblick.
Die Zusammensetzung sowie die Vielfalt der Darmflora (intestinale Mikrobiota) kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden. Diese Faktoren können in nicht beeinflussbare sowie beeinflussbare Faktoren eingeteilt werden. Zu den nicht beeinflussbaren Faktoren gehören beispielsweise die Art der Geburt (vaginal, per Kaiserschnitt), die Genetik, das Geschlecht sowie das Alter eines Menschen. Beeinflussbare Faktoren stellen z. B. die Ernährungsweise sowie die Einnahme von bestimmten Medikamenten (z. B. Antibiotika) dar. Ausgewählte Einflussfaktoren werden nachfolgend detaillierter erklärt.
Geburtsmodus und Ernährung des Säuglings
Unter einer natürlichen Geburt überträgt die Mutter Bakterienkulturen ihrer vaginalen sowie intestinalen Mikrobiota auf den Säugling. Diese erste Besiedlung von Bakterien prägt die Entwicklung der Darmflora. Wenn Säuglinge hingegen mittels Kaiserschnitt auf die Welt kommen, findet kein Kontakt mit den Bakterienkulturen der vaginalen sowie intestinalen Mikrobiota der Mutter statt, sondern vornehmlich mit den Bakterien der dermalen Mikrobiota der Mutter. Studien haben aufgezeigt, dass die Art der Geburt demnach einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Darmflora nimmt.
Zusätzlich ist es von Bedeutung, ob der Säugling mit Muttermilch oder industrieller Flaschennahrung ernährt wird. In diesem Zusammenhang sind vor allem die in der Muttermilch enthaltenen präbiotischen Substanzen (v. a. Humane Milcholigosaccharide) relevant, die der Säugling durch das Stillen erhält und die folglich zu einer erhöhten Besiedlung spezifischer Bakterienkulturen, vor allem durch Bifidobakterien, im Darm des Säuglings führen.Medikamente
Unter den Einflussfaktoren, die auf die Darmflora einwirken können, ist die Einnahme von Medikamenten von besonderer Bedeutung. Diverse Arzneimittel stehen in einer wechselseitigen Beziehung mit der intestinalen Mikrobiota. Einerseits können Einflüsse von Medikamenten auf die intestinale Mikrobiota vorkommen, andererseits kann ebenso die intestinale Mikrobiota Auswirkungen auf die Verstoffwechselung eines Medikaments haben.
Zu den Medikamenten, die die intestinale Mikrobiota nachhaltig beeinflussen können, gehören insbesondere:- Antibiotika
- Magensäureblocker (Protonenpumpeninhibitoren)
- Abführmittel (Laxanzien)
- einige Schmerzmittel
Wird die Mikrobiota gestört, kann sie ihre immunologischen, metabolischen und physiologischen Funktionen nicht mehr vollständig erfüllen. Wie du deine Darmflora z. B. während einer Antibiotikaeinnahme unterstützen kannst, erfährst du hier.Ernährung
Innerhalb der Einflussfaktoren nimmt die Ernährung eine zentrale Rolle ein, da diese nicht nur die Nährstoffversorgung des Menschen sicherstellt, sondern auch die der Darmflora. Die einzelnen Bakteriengruppen innerhalb der intestinalen Mikrobiota reagieren aufgrund ihrer individuellen Stoffwechselleistungen unterschiedlich auf das jeweilige Nahrungsangebot.
Die individuelle Ernährungsweise (von fleischlastig bis vegetarisch bzw. vegan, von zuckerreich bis ballaststoffreich, von fettreich bis fettarm) kann die Zusammensetzung und Funktion der intestinalen Mikrobiota maßgeblich verändern. Die intestinale Mikrobiota passt sich dem vorhandenen Nahrungsangebot dabei so an, dass sich insbesondere diejenigen Bakterien im Darm ansiedeln, die das vorhandene Nahrungsangebot gut verstoffwechseln können. Bakterien, denen geeignete Möglichkeiten zur Verstoffwechselung des Nahrungsangebots fehlen, nehmen in ihrer Anzahl ab.Folgende Ernährungsweisen haben u. a. nachweislich Auswirkungen auf die intestinale Mikrobiota, wobei diese mit positiven sowie mit negativen Effekten für den Organismus verbunden sein können:
- Glutenfreie Diät
- Ketogene Diät
- Westliche Ernährung
- Mediterrane Ernährung
- Vegetarische bzw. vegane Ernährung
Insbesondere die heute weit verbreitete, westliche Ernährungsweise (sog. Western diet), die sich u. a. durch eine hohe Aufnahme von Zucker und Fett sowie eine niedrige Aufnahme von Ballaststoffen auszeichnet, geht mit einer geringeren Bakterienvielfalt einher. Demgegenüber wirken sich pflanzenbasierte, ballaststoffreiche Ernährungsweisen positiv auf die intestinale Mikrobiota aus. Weitere Informationen zur darmgesunden Ernährung gibt es hier.
Lebensalter
Auch das Alter eines Menschen kann ein Einflussfaktor für die intestinale Mikrobiota sein. So zeigte sich in Studien, dass die Mikrobiota bei gesunden Erwachsenen über lange Zeit stabil bleibt. Mit zunehmendem Alter wird in vielen Fällen eine mengenmäßige Abnahme bestimmter Gattungen, wie z. B. Bifidobacterium und Bacteroides, beobachtet. Zusätzlich kann es zum Verlust der Vielfalt (Diversität) der Bakteriengattungen kommen.
Diese Veränderungen werden jedoch bei gesunden, fitten Senior*innen oft weniger beobachtet. Deren Darmflora weist bei diesen meist bis ins hohe Alter eine hohe Vielfalt auf, ähnlich wie bei jungen bis mittelalten Erwachsenen. Darüber hinaus scheinen die Abnahme der Bakterienvielfalt sowie die Gebrechlichkeit im Alter in Verbindung zu stehen: So zeigte sich in einer Studie, dass eine geringe Vielfalt der intestinalen Mikrobiota mit einer erhöhten Gebrechlichkeit im Alter einhergeht.
Gut zu wissen.
Verschiedene Einflussfaktoren können die Darmflora in ihrer Menge, Vielfalt und Zusammensetzung beeinflussen. Wurde die Darmflora durch Störfaktoren, wie z. B. eine einseitige Ernährung oder bestimmte Medikamente, gestört, sollte sie beim Wiederaufbau unterstützt werden. Erfahre hier mehr darüber, wie du deine Darmflora gezielt stärken kannst.
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