Laktobazillen: Hoffnungsträger gegen Depressionen bei Reizdarm?
Das Reizdarmsyndrom (RDS) wird in erster Linie mit Verdauungsbeschwerden in Verbindung gebracht. Doch viele Betroffene leiden auch unter psychischen Belastungen. Etwa ein Drittel aller RDS-Patient*innen entwickelt Symptome einer Depression, die ohne Behandlung nicht selten dauerhaft bestehen bleiben. Eine aktuelle Studie liefert nun hoffnungsvolle Ergebnisse: Der Konsum von mit Laktobazillen angereicherter Milch kann nicht nur die reizdarmbezogenen Verdauungsbeschwerden lindern, sondern auch die Stimmung sowie den Serotoninspiegel bei RDS-Patient*innen erheblich verbessern.
Die Studie im Detail
In der Studie wurde die Wirkung von Probiotika auf depressive Symptome bei RDS-Patient*innen untersucht. Insgesamt nahmen 110 Reizdarmsyndrom-Betroffene teil, bei denen keine anderen körperlichen oder psychischen Vorerkrankungen vorlagen und die auch keine Antibiotika oder Probiotika vor Studienbeginn eingenommen hatten. Zu Beginn wurden die Teilnehmenden in zwei Gruppen eingeteilt: eine Gruppe mit depressiven Symptomen und eine ohne. Anschließend wurden die Proband*innen zufällig einer von zwei Behandlungsgruppen zugeordnet. Die eine Gruppe erhielt über einen Zeitraum von zwölf Wochen zweimal täglich ein Placebo-Milchgetränk, während die andere Gruppe Milch trank, die mit Milchsäurebakterien (Laktobazillen) angereichert war.
Laktobazillen zeigen prophylaktische Wirkung
Sowohl in der Placebo- als auch der Probiotika-Gruppe verbesserten sich nicht nur die Depressions-Scores, sondern auch die Schwere der Reizdarmsymptome. Besonders bemerkenswert war jedoch, dass bei Patient*innen mit depressiven Symptomen, die Probiotika einnahmen, ein signifikanter Anstieg des Serotoninspiegels im Blut festgestellt wurde.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass mit Laktobazillen angereicherte Milch eine prophylaktische Wirkung gegen Depressionen bei Reizdarmpatient*innen haben könnte. Dies bietet eine vielversprechende Perspektive für alle Betroffenen, die an dieser Doppelbelastung leiden.
Die Verbindung zwischen Darm und Psyche
Es ist unumstritten, dass Darm und Gehirn in enger Verbindung stehen. Über die Darm-Hirn-Achse kommunizieren beide Organe miteinander. Probiotika, die aktive Bakterienkulturen wie Laktobazillen enthalten, können das Mikrobiom des Darms beeinflussen und dadurch über die Darm-Hirn-Achse positive Auswirkungen auf die Psyche haben. Bei Patient*innen mit Reizdarmsyndrom, die gleichzeitig unter depressiven Symptomen leiden, könnte diese Verbindung zwischen Darm und Gehirn besonders wertvoll für die Therapie sein .
Kleine Veränderungen in der Ernährung, wie der regelmäßige Konsum von Probiotika, können einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit haben. Für Patient*innen mit Reizdarmsyndrom und zusätzlich vorliegenden psychischen Symptomen zeigt diese Studie eine vielversprechende Perspektive auf, um ihre Lebensqualität zu verbessern.
Literatur
Sarkawi, M. et al. A randomized, double-blinded, placebo-controlled clinical trial on Lactobacillus-containing cultured milk drink as adjuvant therapy for depression in irritable bowel syndrome. Sci Rep 14, 9478 (2024).