Baby mit atopischer Dermatitis schaut in die Kamera

Antibiotika in der Schwangerschaft beeinflussen die Entwicklung von Neurodermitis bei Kindern

Die Hauterkrankung Neurodermitis, auch als atopische Dermatitis bekannt, betrifft in Deutschland etwa 13 % aller Kinder1 und tritt häufig schon im Säuglingsalter auf. In den letzten Jahren haben Studien immer wieder gezeigt, dass neben der Genetik und diversen Umweltfaktoren auch die Darmflora (intestinale Mikrobiota) eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung der Neurodermitis spielt. Eine aktuelle Studie2 beleuchtet nun, wie die Einnahme von Antibiotika während der Schwangerschaft und in der frühen Kindheit das Risiko für Neurodermitis beeinflusst.

Antibiotika erhöhen das Risiko für Neurodermitis beim Kind


In der Studie der Autor*innen Fuxench et al.wurden Daten von über 1 Mio. Kindern aus Großbritannien analysiert.2 Die Ergebnisse waren eindeutig: Sowohl die Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft Antibiotika einnahmen, als auch die Kinder, die nach der Geburt innerhalb der ersten 90 Lebenstage Antibiotika erhielten, hatten im Zeitverlauf ein signifikant erhöhtes Risiko, an Neurodermitis zu erkranken. Die Studienergebnisse unterstreichen, dass sowohl die pränatale als auch die frühkindliche Antibiotikagabe das Risiko für Neurodermitis negativ beeinflusst.

Frühere Studien bestätigen Ergebnisse


Ähnliche Zusammenhänge wurden bereits in früheren Studien beobachtet. In einer systematischen Übersichtsarbeit wurden insgesamt 18 Studien zu diesem Thema identifiziert und analysiert.3 Zusammengefasst kamen diese Studien zum gleichen Schluss:

Die Einnahme von Antibiotika in der Schwangerschaft ist mit einem signifikant erhöhten Risiko für Neurodermitis beim Kind assoziiert. Dieser Zusammenhang ist über verschiedene Studien hinweg konsistent zu beobachten.

Antibiotika wirken sich negativ auf die Darmflora aus


Es ist bekannt, dass Antibiotika nicht nur schädliche Bakterien bekämpfen, sondern als Nebenwirkung auch die nützlichen Bakterien der Darmflora schädigen. Da die Darmbakterien u.a. ein wichtiger Trainingspartner für das Immunsystem darstellen, kann eine (antibiotikabedingte) Störung des sensiblen Darm-Ökosystems ebenfalls das Immunsystem aus dem Takt bringen. Dadurch erhöht sich das Risiko für allergische Erkrankungen, zu der auch die Neurodermitis zählt. Studien zeigen, dass Kinder mit Neurodermitis oft eine geringere Bakterienvielfalt und eine veränderte Zusammensetzung der intestinalen Mikrobiota aufweisen4,5, was den Zusammenhang zwischen Antibiotika und Hauterkrankungen weiter stützt.

Was bedeutet das für Eltern?  


Die Erkenntnisse der Studien unterstreichen die Bedeutung eines bewussten Umgangs mit Antibiotika, insbesondere in kritischen Lebensphasen wie der Schwangerschaft und in den ersten Lebensmonaten eines Kindes. Eltern und vor allem werdende Mütter sollten in Absprache mit ihren Ärzt*innen sorgfältig abwägen, ob der Einsatz von Antibiotika wirklich notwendig ist oder ob alternative Behandlungsmöglichkeiten in Betracht gezogen werden können.

Ist die Einnahme notwendig, können Mütter die Darmgesundheit durch eine ausgewogene, darmgesunde Ernährung, die reich an Ballaststoffen und probiotischen Lebensmitteln mit aktiven Bakterienkulturen ist, unterstützen. Dies kann dazu beitragen, das natürliche Gleichgewicht der Darmflora zu erhalten.

Fazit


Antibiotika sind in vielen Fällen lebensrettend und unverzichtbar, doch ihre Anwendung sollte mit Bedacht erfolgen, insbesondere in kritischen Lebensphasen wie der Schwangerschaft und der frühen Kindheit. Durch einen bewussten Umgang mit Antibiotika sowie einer gezielten Unterstützung der intestinalen Mikrobiota können Eltern das Risiko für Neurodermitis und andere allergische Erkrankungen bei ihren Kindern reduzieren.

Literatur

1. Thamm, R., Poethko­-Müller, C., Hüther, A. & Thamm, M. Allergische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends. Journal of Health Monitoring 3 (2018).

2. Fuxench, Z. C. et al. In utero or early-in-life exposure to antibiotics and the risk of childhood atopic dermatitis, a population-based cohort study. British Journal of Dermatology 191, 58–64 (2024).

3. Wan, M. & Yang, X. Maternal exposure to antibiotics and risk of atopic dermatitis in childhood: a systematic review and meta-analysis. Frontiers in Pediatrics 11, 1142069 (2023).

4. Abrahamsson, T. R. et al. Low diversity of the gut microbiota in infants with atopic eczema. Journal of Allergy and Clinical Immunology 129, 434-440.e2 (2012).

5. Nylund, L. et al. Severity of atopic disease inversely correlates with intestinal microbiota diversity and butyrate-producing bacteria. Allergy 70, 241–244 (2015).

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