Laktobazillen
Probiotika
Ein Überblick

Probiotika - Ein Überblick

Entwicklung im Laufe der Zeit

Probiotika im Laufe der Zeit.

Das Verständnis für die Welt der Mikroorganismen sowie ihre Bedeutung für Gesundheit und Krankheit hat sich im Laufe der Zeit gewandelt.

Dass Mikroorganismen nicht nur schädlich für die Gesundheit sind, sondern auch gesundheitsfördernde Eigenschaften aufweisen können, ist erstmals Anfang des 20. Jahrhunderts von Ilja Iljitsch Metschnikow, dem Begründer des probiotischen Konzepts, beschrieben worden.

Die Erforschung der zugrunde liegenden Wirkmechanismen dieser nützlichen, probiotischen Mikroorganismen dauert seit mehr als 100 Jahren an. Auf Basis dieser Evidenz hat sich der Einsatz von Probiotika aufgrund ihres präventiven und therapeutischen Nutzens bereits bei diversen intra- sowie extraintestinalen Erkrankungen etabliert.

Probiotika sind „lebende Mikroorganismen, die, wenn sie in ausreichender Menge eingenommen werden, einen gesundheitsfördernden Nutzen für den Körper haben“.482

Bei welchen Indikationen Probiotika zur Gesundheitsförderung eingesetzt werden können, finden Sie hier.

Bakterien in einer Petrischale

  • Was macht ein Qualitätsprobiotikum aus?

    Damit Probiotika ihren gesundheitsfördernden Nutzen entfalten können, müssen sie bestimmte Qualitätsanforderungen erfüllen.

    Wie bereits die Definition von Probiotika nahelegt, müssen probiotische Bakterien lebensfähig und stoffwechselaktiv sein. Darüber hinaus sollten sie ausreichend konzentriert vorliegen. In der Literatur werden Dosierungen von 108 bis 1010 koloniebildende Einheiten (KBE, colony forming units, CFU), selten 1011 KBE, als wirksam beschrieben.

    Hierbei gilt jedoch nicht immer „Viel hilft viel“. Die optimal wirksame Dosis ist vielmehr von verschiedenen Faktoren abhängig, wie z. B. der Indikation bzw. dem Zielparameter, der Einnahmedauer, den eingesetzten probiotischen Stämmen oder der Darreichungsform.492–495

    Wichtige Qualitätskriterien von Probiotika lassen sich wie folgt zusammenfassen:

    • Exakte Spezifizierung und Deklaration des Bakterienstamms
    • Studienbelegte Dosierung
    • Lebensfähigkeit und hohe Stoffwechselaktivität
    • Natürliche Widerstandsfähigkeit gegenüber Magen- und Gallensäuren
    • Geprüfte und sichere Anwendbarkeit beim Menschen

  • Mono- und Multispezies-Probiotika

    Es wird zwischen Mono- und Multispezies-Probiotika unterschieden.

    Das Konzept von Multispezies-Probiotika beruht auf der Grundlage, dass Probiotika, die mehrere probiotische Bakterienstämme enthalten, synergistische Effekte aufweisen. Diese synergistischen Effekte können durch den Austausch bestimmter Stoffwechselprodukte, wie z. B. Aminosäuren, CO2 oder kurzkettiger Fettsäuren, erklärt werden.

    So regen beispielsweise die Stämme Lactobacillus acidophilus und Bifidobacterium animalis wechselseitig das Wachstum des jeweils anderen Stamms an.520,521 In Anlehnung an die physiologischen Bedingungen im Darm, wo ca. 160 verschiedene Spezies miteinander in Symbiose leben175, entspricht ein Multispezies-Probiotikum eher den natürlichen Gegebenheiten des Darm-Ökosystems.

    Die Bewertung, ob ein Mono- oder ein Multispezies-Probiotikum angezeigt ist, sollte sich immer nach der Indikation sowie nach der klinischen Datenlage richten. In Studien wurde der Einsatz von Multispezies-Probiotika für diverse Indikationen, darunter u. a. Antibiotika-assoziierte Diarrhöen (AAD), Atopien/Allergien, Infektionen der Atemwege, Helicobacter pylori-Eradikation sowie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, erfolgreich untersucht.524

    Jedoch bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel: Für einige Erkrankungen hat sich die Gabe von Monospezies-Probiotika als effektiv erwiesen, wie z. B. Lactobacillus plantarum 299v (LP299V®) beim Reizdarmsyndrom.525 Bei solchen Monospezies-Probiotika wird die probiotische Wirkung gezielt durch die stammspezifischen Eigenschaften des enthaltenen Bakterienstamms erreicht.