Schwangere Frau lächelt und kauft Obst und Gemüse

Empfehlungen zur Allergieprävention: So kannst du das Allergierisiko deines Kindes reduzieren

Allergien sind auf dem Vormarsch. Mittlerweile ist fast jede vierte Person in Deutschland von einer Allergie betroffen.1 In vielen Fällen liegt Allergien eine genetische Veranlagung zugrunde. Kindern, deren Eltern an Allergien leiden, haben ein ca. doppelt so hohes Risiko, selbst eine Allergie zu entwickeln. Neben den Genen spielen jedoch auch weitere Faktoren eine Rolle.

Die gute Nachricht ist, dass es verschiedene Ansätze zur Allergieprävention gibt. Mit Blick auf die nationale Leitlinie Allergieprävention haben wir für dich einige wichtige Empfehlungen zusammengefasst, die dazu beitragen können, das Allergierisiko deines Kindes zu reduzieren:2


Ernährung der Mutter in Schwangerschaft und Stillzeit


Die perinatale Phase, d. h. die Zeit während der Schwangerschaft sowie in den ersten Lebensmonaten des Kindes, ist ein entscheidendes Zeitfenster für die Allergieprävention. Während der Schwangerschaft und Stillzeit wird für die werdende Mutter eine ausgewogene, abwechslungsreiche und nährstoffbedarfsdeckende Ernährung empfohlen. Diätetische Restriktionen, z. B. die Meidung spezieller Nahrungsmittelallergene, aus Gründen der Allergieprävention werden nicht empfohlen.


Stillen und vielfältige Ernährung des Kindes


Stillen ist mit vielen Vorteilen für Mutter und Kind verbunden. In den ersten vier bis sechs Lebensmonaten sollte der Säugling nach Möglichkeit ausschließlich gestillt werden. Auch mit Einführung der Beikost kann weitergestillt werden. Falls nicht oder nicht ausreichend gestillt werden kann, sollte Säuglingsanfangsnahrung gegeben werden. Für Risikokinder ist hierbei ggf. zu prüfen, ob spezifische Säuglingsanfangsnahrung mit in Studien zur Allergieprävention nachgewiesener Wirksamkeit verfügbar ist.

Die Einführung der Beikost sollte frühestens ab dem fünften (und spätestens ab dem siebten) Lebensmonat erfolgen. Die Ernährung des Kindes ist dabei ebenfalls möglichst ausgewogen und vielfältig zu gestalten. Dies beinhaltet auch die Einführung von z. B. Fisch, Hühnerei und Milch. Laut Leitlinie gibt es keine Belege dafür, dass diätetische Restriktionen, z. B. die Meidung spezieller Nahrungsmittelallergene, im ersten Lebensjahr sinnvoll sind.


Vermeidung von Umweltbelastungen und Schadstoffen


Schadstoffe wie z. B. Feinstaub, Stickoxide oder auch Schimmelpilze können das Risiko von Atemwegsallergien erhöhen. Daher sollte der Kontakt zu Schadstoffen möglichst gemieden werden. Klar belegt ist auch der Zusammenhang zwischen Tabakrauch und einem erhöhten Allergierisiko. Sowohl aktive als auch passive Exposition gegenüber Tabakrauch ist daher möglichst zu vermeiden. Dies gilt bereits während der Schwangerschaft.


Haltung von Haustieren


Auch die Rolle der Tierhaltung ist im Rahmen der Allergieprävention von Bedeutung. Insbesondere die Haltung von Katzen kann hierbei problematisch sein. Besteht kein erhöhtes Allergierisiko ist es nicht notwendig, die Haustierhaltung von z. B. Katzen oder Hunden einzuschränken. Besteht jedoch bereits ein erhöhtes Allergierisiko wird empfohlen, keine Katze neu im Haushalt anzuschaffen. Die Haltung von Hunden scheint hingegen nicht mit einem erhöhten Allergierisiko einherzugehen bzw. ist möglicherweise sogar protektiv.


Im Dreck spielen erlaubt: Biodiversität und Darmflora


Die sogenannte Hygiene-Hypothese besagt, dass der fehlende Kontakt zu Mikroorganismen in der Kindheit das Immunsystem beeinträchtigen und hierdurch die Entwicklung von Allergien begünstigen kann.3 Ein ausgewogenes Maß an Exposition gegenüber Mikroorganismen kann hingegen das Immunsystem trainieren und stärken. Kinder, die z. B. auf einem Bauernhof aufwachsen, zeigen oft eine niedrigere Häufigkeit allergischer Erkrankungen (Bauernhofeffekt).4 Hierbei spielt u. a. der Kontakt zu Mikroorganismen und die Besiedlung des Darms mit einer gesunden und vielfältigen Darmflora eine entscheidende Rolle. Störungen der Darmflora in der Kindheit sind in Studien hingegen mit einem erhöhten Risiko für allergische Erkrankungen wie z. B. Neurodermitis, Allergien und Asthma verbunden.5–7

Vor diesem Hintergrund scheint der Aufbau einer gesunden und vielfältigen Darmflora schon möglichst früh im Kindesalter sinnvoll. Dies gilt insbesondere für Kinder, deren Eltern oder Geschwister an Allergien leiden und deren Allergierisiko dementsprechend erhöht ist.


Ganzheitlicher Ansatz zur Allergieprävention


Im Sinne der Allergieprävention ist es sinnvoll, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, der Ernährung, Lebensstil und Umwelt berücksichtigt. Bereits in den frühen Lebensphasen können hierdurch die Grundlagen für ein starkes und widerstandsfähiges Immunsystem gelegt und die Weichen für ein gesundes Leben gestellt werden.

Literatur

1. Heidemann, C. et al. Gesundheitliche Lage von Erwachsenen in Deutschland – Ergebnisse zu ausgewählten Indikatoren der Studie GEDA 2019/2020-EHIS. Journal of Health Monitoring 6, (2021).

2. Kopp, M., Muche-Borowski, C., Abou-Dakn, M. & et al. S3-Leitlinie Allergieprävention. AWMF-Registernr. 061-016 (2021).

3. Riiser, A. The human microbiome, asthma, and allergy. Allergy, Asthma & Clinical Immunology 11, 35 (2015).

4. Campbell, B. et al. The effects of growing up on a farm on adult lung function and allergic phenotypes: an international population-based study. Thorax 72, 236–244 (2017).

5. Abrahamsson, T. R. et al. Low diversity of the gut microbiota in infants with atopic eczema. Journal of Allergy and Clinical Immunology 129, 434-440.e2 (2012).

6. Nylund, L. et al. Severity of atopic disease inversely correlates with intestinal microbiota diversity and butyrate-producing bacteria. Allergy 70, 241–244 (2015).

7. Liu, X. et al. Dysbiosis of Fecal Microbiota in Allergic Rhinitis Patients. American Journal of Rhinology & Allergy 34, 650-660 (2020).

Alle Artikel ansehen