Probiotika in der Prävention
von C. difficile- Infektionen:
Review und Meta-Analyse
Der Zeitpunkt der Probiotika-Gabe ist entscheidend
Zu diesem Schluss kommen die Autoren einer aktuellen Meta-Analyse aus dem Jahr 2017. Die Arbeitsgruppe um Evans evaluierte dazu 19 doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Studien (RCT) auf Effektivität und Sicherheit von Probiotika in der Prävention von C. difficile-Infektionen insbesondere unter Berücksichtigung des Zeitpunkts der Probiotika-Gabe. Im Folgenden haben wir die Ergebnisse für Sie zusammengefasst.
C. difficile-Infektion (CDI)
Als Folge von Antibiotika-Therapien können Störungen der intestinalen Mikrobiota zu einer verminderten Resistenz gegenüber Pathogenen wie Clostridium difficile führen. Eine Infektion hat häufig das Auftreten von C. difficile assoziierten Diarrhöen (CDAD) zur Folge. Insbesondere hier werden seit Jahrzehnten erfolgreich Probiotika zur Prävention und Therapie von Antibiotika-assoziierten Diarrhöen (AAD), sowie der CDI als eine Sonderform der AAD, eingesetzt.
ERGEBNISSE
Probiotika senkten effektiv und sicher das CDI-Risiko bei Antibiose signifikant um fast 60 Prozent
Die CDI-Inzidenz war in der Probiotika-Gruppe signifikant niedriger als in der Placebo-Gruppe (1,6% gegenüber 3,9%, p<0,001). Das Risiko für eine CDI konnte somit durch eine Probiotika-Gabe um 58% reduziert werden (RR 0,42, 95% CI, 0,30–0,57) (s. Abb. 1), ohne dass es zu einer Zunahme von unerwünschten Ereignissen kam.
Hinsichtlich der Zusammensetzung zeigte sich in einer Subgruppenanalyse folgender Trend: Multispezies-Probiotika und Probiotika, die eine oder mehrere Lactobacillus-Spezies enthielten, waren effektiver als Präparate, die allein Saccharomyces boulardii enthielten (Risikoreduktion um 57–66% gegenüber 47%, n. s.) (s. Abb. 1).

Abb. 1, Forest-Plot: Effekt von Probiotika auf das CDI-Risiko bei adulten Patienten. Die Auswertung von 19 Studien ergab eine Risikoreduktion um 58% (RR 0,42 [0,43–0,66]). In einer Subgruppen-Analyse nach Zusammensetzung zeigte sich der Trend, dass Multispezies-Probiotika und Probiotika, die eine oder mehrere Lactobacillus-Spezies enthielten, effektiver waren als Präparate, die allein Saccharomyces boulardii enthielten (Risikoreduktion um 57–66% gegenüber 47%, n. s.).
Der zeitliche Abstand zwischen Beginn der Antibiotika- und der Probiotika-Einnahme beeinflusste signifikant die Effektivität der CDI-Prävention
Zudem konnte gezeigt werden, dass der Zeitpunkt der Probiotika-Gabe einen signifikanten Einfluss auf die Effektivität der CDI-Prävention hat. Je geringer der zeitliche Abstand zwischen Beginn der Antibiotika- und Probiotika-Einnahme, desto geringer war das Risiko für das Auftreten einer CDI (s. Abb. 2).
So war bei einem maximalen zeitlichen Abstand von 2 Tagen zwischen Beginn der Antibiotika- und der Probiotika- Administration das Risiko für eine CDI am geringsten (RR 0,32, 95% CI, 0,22–0,48, p=0,02).

Abb. 2: Subgruppen Meta-Regression für den Zeitpunkt der Probiotika-Gabe. Gezeigt ist der natürliche Logarithmus der Odds Ratio (OR) der verschiedenen Studien als Funktion des maximalen zeitlichen Abstands zwischen Beginn der Antibiotika- und der Probiotika-Gabe, der im Studienprotokoll zugelassen wurde (1–7 Tage). Dabei stellt die OR den Quotienten aus CDI-Erkrankten zu Nicht-CDI-Erkrankten dar. Mit jedem Tag weniger Abstand zwischen Erstgabe von Antibiotikum und Probiotikum sinkt die OR dabei signifikant um 18% (p=0,04).
ALLE ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK
Neue Erkenntnisse:
- Der zeitliche Abstand zwischen Beginn der Antibiotika- und Probiotika-Einnahme beeinflusste signifikant die Effektivität der CDI-Prävention
- Bei Abstand von max. 2 Tagen zwischen Antibiotika- und Probiotika-Administration war das Risiko für eine CDI am geringsten (RR 0,32, 95% CI, 0,22-0,48, p=0,02).
Validierung der Ergebnisse früherer Meta-Analysen:
- Probiotika senkten effektiv und sicher das CDI-Risiko bei Antibiose signifikant um 58% (RR 0,42, 95% CI, 0,30-0,57)
- Multispezies-Probiotika und Probiotika, die eine oder mehrere Lactobacillus-Spezies enthalten, zeigten sich in der CDI-Prophylaxe effektiver als Präparate die allein Saccharomyces boulardii enthielten
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Methodik
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- Identifikation von publizierten Studien zum Einsatz von Probiotika zur CDI-Prävention bei hospitalisierten Erwachsenen unter Antibiose
- Einschluss von 19 RCT-Studien aus den Jahren 1989 – 2016 mit insgesamt 6.261 Patienten in die Meta-Analyse
- Unabhängige Überprüfung der Daten durch zwei verschiedene Autoren
- Primärer Endpunkt: Inzidenz von CDIs
- Sekundärer Endpunkt: Auftreten aller anderen unerwünschten Ereignisse (Adverse Events, AEs)
- Erstmals Untersuchung im Rahmen einer Meta-Analyse: Einfluss des zeitlichen Abstands zwischen Beginn der Antibiotika und der Probiotika-Gabe auf die Effektivität der CDI-Prävention
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FAZIT
Die vorliegende Meta-Analyse bestätigt die Ergebnisse vorangegangener Meta-Analysen hinsichtlich der Effektivität
und Sicherheit von Probiotika in der Prävention von C. difficile-Infektionen (CDIs) (RR 0,42, 95% CI, 0,30–0,57).
Die Autoren kommen darüber hinaus zu dem Schluss, dass die Einnahme hochdosierter Probiotika, die verschiedene
Laktobazillen bzw. Laktobazillen in Kombination mit anderen probiotischen Gattungen enthalten, sog. Multispezies-Probiotika, zeitnah zum Beginn der Antibiose (idealerweise zeitgleich bis max. 2 Tage nach der ersten Antibiotika-Dosis)
empfohlen werden sollte.
QUELLE
Timely Use of Probiotics in Hospitalized Adults Prevents Clostridium difficile Infection: A Systematic Review With Meta-Regression Analysis. Shen N.C., Maw A., Tmanova L.L., Pino A., Ancy K., Crawford C.V., Simon M.S., Evans A.T., Gastroenterology (2017).