Reizdarm - Symptome, Ursachen, Diagnose.

Was versteht man unter einem Reizdarmsyndrom?

Ein Reizdarmsyndrom ist eine funktionelle Erkrankung des Darms, die sich durch verschiedene und teils unspezifische Symptome äußern kann. Dazu zählen u. a. Verdauungsbeschwerden. Es handelt sich häufig um eine chronische Erkrankung, die aufgrund der Symptome für viele Betroffene ein unkalkulierbares Problem darstellt.

Der Alltag von Betroffenen ist durch die Beschwerden häufig stark eingeschränkt und der Reizdarm führt ohne entsprechende Behandlung oft zu einer verminderten Lebensqualität.

  • Reizdarm: häufige Symptome

    Die häufigsten Symptome bei Reizdarm sind Bauchkrämpfe, Blähungen, Obstipation/ Verstopfung und Diarrhö/Durchfall.
    Abbildung: Häufige Symptome bei Reizdarm

    Häufige Symptome des Reizdarmsyndroms sind Blähungen, Bauchschmerzen, Verstopfungen oder Durchfälle, wobei es auch zu einem wechselhaften Stuhlverhalten kommen kann. Die Symptome können im Verlauf der Erkrankung wechseln und in ihrer Ausprägung sehr variabel sein.

    Stress-assoziierte Beschwerden wie Erschöpfung und Müdigkeit zählen auch zu den Begleiterkrankungen eines Reizdarms. Ein plötzliches Auftreten der Symptome stellt ein unkalkulierbares Risiko im Leben der Betroffenen dar. Das belastet neben dem Körper auch die Nerven bzw. die Psyche.

    Jeder Reizdarm ist anders.

    Die Symptome eines Reizdarms sind nicht einheitlich. Bei jedem können sich die Symptome unterschiedlich darstellen.

  • Reizdarmsyndrom? Häufiger als gedacht!

    12 % der Erwachsenen in Deutschland sind von einem Reizdarmsyndrom betroffen. Frauen leiden deutlich häufiger unter einem Reizdarmsyndrom als Männer. Man geht von einem 2:1 Verhältnis aus.
    Abbildung: Prävalenz und Geschlechterverteilung des Reizdarmsyndroms

    Der Reizdarm gehört zu den häufigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes: man geht davon aus, dass ca. 12 % der Erwachsenen in Deutschland von einem Reizdarmsyndrom betroffen sind. Das sind knapp 10 Millionen Menschen. Weltweit wird die Prävalenz auf 11 % geschätzt.

    Frauen leiden deutlich häufiger unter einem Reizdarmsyndrom als Männer. Man geht von einem 2:1 Verhältnis aus. Warum das so ist, konnte die Forschung bislang noch nicht beantworten. Vielleicht spielen die Hormone eine Rolle. Vielleicht gehen Frauen eher zu einem Arzt/einer Ärztin. Die Dunkelziffer beim Reizdarmsyndrom wird noch viel höher eingeschätzt, da viele Betroffene mit ihren Beschwerden nicht zu ihren Ärzt*innen gehen bzw. die schwierige Diagnosestellung einen schnellen Befund verzögert.

  • Wie wird ein Reizdarmsyndrom diagnostiziert?

    Von einem Reizdarm spricht man erst dann, wenn die Beschwerden chronisch sind bzw. länger als drei Monate andauern, diese Beschwerden zu einer spürbaren Einschränkung der Lebensqualität führen und alle anderen möglichen Ursachen ausgeschlossen werden konnten. Zu den auszuschließenden Erkrankungen gehören beispielsweise Nahrungsmittelunverträglichkeiten, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Infektionen, Darmkrebs und weitere Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes. Es gibt beim Reizdarm keine eindeutigen organischen Veränderungen oder Biomarker, anhand derer ein Reizdarmsyndrom zweifelsfrei erkannt werden kann. Dies macht die Diagnose so schwierig.

    Alles in allem bedeutet die Ausschlussdiagnostik für die Reizdarm-Patient*innen, dass sie eine Menge Geduld aufbringen müssen. Im Schnitt dauert die Diagnose Reizdarm vier Jahre.

    Viele Betroffene fühlen sich mit ihren Beschwerden nicht ernst genommen oder sogar allein gelassen. Glücklicherweise hat das Bewusstsein für die Erkrankung als auch die Erkenntnisse über das Reizdarmsyndrom in den vergangenen Jahren zugenommen. So können die Betroffenen schneller therapeutische Unterstützung erhalten und selbst aktiv zur Symptomreduktion beitragen.

    Was sind Biomarker?

    Es handelt sich dabei um biologische Merkmale (z. B. Messwerte in Blut oder in Geweben), anhand derer krankhafte Veränderungen festgestellt werden können und bei der Diagnosestellung helfen. Biomarker können sehr unterschiedlich sein, z. B. dient die Körpertemperatur als Biomarker für Fieber, der Blutzuckerspiegel als Marker für Diabetes mellitus oder der PSA-Wert (PSA = prostataspezifisches Antigen) als Früherkennungsmarker für Prostata-Krebs.

  • Was ist die Ursache für ein Reizdarmsyndrom?

    Eine veränderte Darmflora (intestinale Mikrobiota) ist beim Reizdarmsyndrom zu beobachten. Zudem beeinflussen die Ernährung sowie Stress den Darm und damit das persönliche Wohlbefinden der Betroffenen.
    Abbildung: Einflussfaktoren eines Reizdarmsyndroms

    Die genaue Ursache eines Reizdarmsyndroms ist noch nicht abschließend geklärt. Viele Jahre und auch heute noch wurden und werden die Beschwerden der Betroffenen als psychosomatisch abgetan. Doch mittlerweile zeigen Ergebnisse aus der Forschung immer deutlicher, dass eine Störung der Darm-Hirn-Achse eine wesentliche Rolle in der Entstehung des Reizdarmsyndroms spielt. Die Störung der Darm-Hirn-Kommunikation hat weitreichende Folgen wie:

    • Bewegungsstörungen des Darms
    • Überempfindlichkeit des Darms
    • Veränderte Schleimhaut- und Immunfunktion
    • Veränderte Verarbeitung durch das zentrale Nervensystem


    Insbesondere ist in diesem Zusammenhang auch eine veränderte Darmflora (intestinale Mikrobiota) zu beobachten.

    Zudem beeinflussen die Ernährung sowie Stress den Darm und damit das persönliche Wohlbefinden der Betroffenen.

  • Darmflora im Ungleichgewicht bei Reizdarm

    Darmflora im Ungleichgewicht bei Reizdarm
    Abbildung: Darmflora im Ungleichgewicht bei Reizdarm

    Bei vielen Reizdarm-Betroffenen zeigt sich im Vergleich zu Gesunden eine veränderte Zusammensetzung der Darmflora. Das Ungleichgewicht im Darm-Ökosystem kann den Darm noch weiter schwächen und die Symptome eines Reizdarmsyndroms begünstigen. Zudem spielt die Darmflora eine wichtige Rolle in der Kommunikation zwischen Darm und Gehirn. Veränderungen der Darmflora können diese Kommunikation stören und das Darmnervensystem beeinflussen. Unter anderem können die Nervenenden im Darm überempfindlich reagieren. Beispielsweise führen bereits kleinste Luftansammlungen zu einer unangemessen starken Aktivität der Darmmuskulatur und verursachen so schmerzhafte Blähungen.

  • Gereizter Darm = Gereizte Nerven

    Darm und Hirn kommunizieren ständig und wechselseitig miteinander. Diese Kommunikation findet über die sogenannte Darm-Hirn-Achse statt, die viele Funktionen erfüllt. So kann sie beispielsweise Emotionen und Gedächtnis beeinflussen. Dementsprechend können sich Stress und Darmbeschwerden gegenseitig beeinflussen. In stressigen Zeiten können Reizdarmbeschwerden häufiger auftreten, wodurch das Stresslevel nochmals erhöht wird. Das kann wiederum auf den Darm schlagen. Ein Kreislauf, den es zu durchbrechen gilt.

  • Warum die Ernährung bei Reizdarm eine Rolle spielt

    Die Ernährung von Reizdarm-Patient*innen hat in den vergangenen Jahren besondere Aufmerksamkeit erlangt. Zum einen können sich die Symptome eines Reizdarms durch bestimme Lebensmittel verstärken. Zum anderen resultiert ein langfristiger Verzicht auf gewisse Lebensmittelgruppen (z. B. Milchprodukte) in einer einseitigen Ernährung. Auch dadurch können sich Beschwerden verschlechtern. Wir erklären dir, worauf du bei deiner Ernährung mit Reizdarm achten solltest und wie dir eine FODMAP Diät helfen kann, Lebensmittel zu identifizieren, die Beschwerden bei dir auslösen.

Was du über den Reizdarm wissen solltest.

Reizdarm kompakt.

  • Das Reizdarmsyndrom betrifft den Verdauungstrakt und geht mit einem gestörten Zusammenspiel der Darm-Hirn-Achse und immunologischen Vorgängen einher.
  • 12 % der Bevölkerung in Deutschland leiden unter einem Reizdarm. Somit gehört der Reizdarm zu den häufigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes.
  • Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.
  • Symptome beginnen häufig zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr.
  • Die Diagnose des Reizdarms ist eine Ausschlussdiagnose und dauert im Schnitt 4 Jahre.
  • Viele Reizdarmpatient*innen zeigen eine veränderte Zusammensetzung der Darmflora.
  • Eine besonders wichtige Einflussgröße des Reizdarms ist die Ernährung.
  • Jeder Reizdarm ist anders, daher sollte die Behandlung ganzheitlich und individuell erfolgen. 

Obwohl der Reizdarm in den letzten Jahren sowohl in den Medien als auch in der Wissenschaft verstärktes Interesse und Aufmerksamkeit ausgelöst hat, ist über Ursachen und Auslöser nur wenig bekannt. Es festigen sich Hinweise auf einen engen Zusammenhang mit einer Dysbalance der intestinalen Mikrobiota und einer gestörten Darm-Hirn-Achse. Zu den Faktoren, die einen Reizdarm begünstigen können, gehören zum Beispiel vorangegangene Magen-Darm-Krankheiten, Antibiotikaeinnahmen und psychische Belastungen.

Die Diagnose gestaltet sich oft als schwierig und kann mehrere Jahre dauern, da zunächst andere Krankheiten des Darms, die als Ursache der Beschwerden ebenso in Betracht kommen könnten, ausgeschlossen werden müssen.

Gut zu wissen.

Fakt ist, dass der Alltag von Betroffenen durch die Beschwerden häufig stark eingeschränkt ist und der Reizdarm unbehandelt oft zu einer verminderten Lebensqualität führt. Obwohl es bislang keine Möglichkeit auf Heilung eines Reizdarmsyndroms gibt, können eine entsprechende Behandlung und die richtige Ernährung dabei helfen, die Symptome zu lindern.

Möchtest du mehr erfahren? 

Prof. Dr. med. Sina klärt in diesem Webinar auf, wie es zu einem Reizdarm kommen kann, wie man ihn erkennt und was gegen die Beschwerden helfen kann.

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